Bergmännisches Liedgut

GAUDEAMUS IGITUR

|: Gaudeamus igitur,
iuvenes dum sumus, :|
post iucundam iuventutem,
post molestam senectutem,
|: nos habebit humus! :|

|: Ubi sunt, que ante nos,
in mundo fuere?:|
vadite ad superos,
transite ad inferos,
|: hos si vis videre. :|

|: Vita nostra brevis est,
brevi finietur,:|
venis mors velociter,
rapit nos atrociter,
|: nemini parcetur.:|

|: Vivat academia,
vivant professores,:|
vivat membrum quodlibet,
vivant membra quaelibet,
|: semper sint in flore!:|

|: Vivant omnes virgines,
faciles, formosae,:|
vivant et mulieres,
tenerae, amabiles,
|: bonae, laboriosae!:|

|: Vivat et res publica
et qui illam regit,:|
vivat nostra civitas,
maecenatum caritas,
|: quae hic protegit! :|

|: Pereat tristizia,
pereant osores, :|
pereat diabolus,
quivis antiburschius,
|: atque irrisores!:|

TARNOWITZER FAHRTLIED

Schon wieder tönt vom Schachte her,
des Glöckleins leises Schallen,
laßt eilen uns nicht weilen mehr,
zum Schachte lasset uns wallen!
|: Dem Liebchen gebt den Abschiedskuß,
und scheidet von dem Hochgenuß,
es ist des Schicksals Lauf.
Glückauf. Glückauf. Glückauf. Glückauf! :|

Leicht eilen wir mit frohem Sinn,
die steile Fahrt hernieder,
ein jeder geht zur Arbeit hin,
es regt sich alles wieder.
|: Man hört des Pulvers Donnerknall,
des Schlägels und des Eisens Schall,
Der Hunteräder Lauf;
Glückauf. Glückauf. Glückauf. Glückauf! :|

Und sollte einst in ew’ger Nacht,
mein letztes Stündlein schlagen,
wir stehen ja in Gottes Macht,
er läßt uns alles ertragen,
|: Ade mein Liebchen weine nicht,
den Tod nicht scheu’n ist Bergmannspflich,
wir fahren zum Himmel hinauf.
Glückauf. Glückauf. Glückauf. Glückauf :|

DIE GEDANKEN SIND FREI

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten,
sie fliehen vorbei, wie nächtliche Schatten,
kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger sie schießen,
es bleibet dabei, die Gedanken sind frei!
Ich denke, was ich will, und was mich beglücket,
doch alles in der Still, und wie es sich schicket,
mein Wunsch und Begehren, kann niemand verwehren,
es bleibet dabei, die Gedanken sind frei!

Und sperrt man mich ein, in finsteren Kerker,
das alles sind rein, vergebliche Werker,
denn meine Gedanken, zerreißen die Schanken,
und Mauern entzwei, die Gedanken sind frei!

Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen,
und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen,
man kann ja im Herzen, stets lachen und scherzen,
und denken dabei, die Gedanken sind frei.

Ich liebe den Wein, mein Mädchen vor allen,
sie tut mir allein, am besten gefallen,
ich bin nicht alleine, bei meinem Glas Weine,
mein Mädchen dabei, die Gedanken sind frei.

DER BERGMANNSSTAND

Der Bergmannsstand sei hoch geehret,
es lebe hoch, der Bergmannsstand!
Wenn er auch das Tageslicht entbehret,
so tut er’s doch für’s teure Vaterland.
|: Ja den Söhnen der Gruben und der Berge,
reicht ein jeder freundlich die Hand,
Es lebe hoch, es lebe hoch,
es lebe hoch, der Bergmannsstand. :|
Hört ihr nicht des Glöckleins leises Schallen?
Hört ihr nicht die Klopfe, die uns ruft?
Nun wohlan, zum Schachte laßt uns wallen.
Ein Glück Auf! erschalle durch die Luft.
|: Ja den Söhnen der Gruben und der Berge,
reicht ein jeder freundlich die Hand,
Es lebe hoch, es lebe hoch,
es lebe hoch, der Bergmannsstand. :|

Bringen wir die Berge dann zum Weichen,
und ist gewonnen dann das reiche Erz,
großen Lohn, den sie alsdann uns reichen,
und die Lieb erfreuet unser Herz.
|: Ja den Söhnen der Gruben und der Berge,
reicht ein jeder freundlich die Hand,
Es lebe hoch, es lebe hoch,
es lebe hoch, der Bergmannsstand. :|

LEOBENER LIED

Wenn ich die Strecken und Baue durchquer,
das Haupt gebeugt vor den Firsten,
die Brust von schwülem Broden schwer,
der Gaumen vertrocknet vor Dürsten,
da ist mir’s als wären es tausend Jahr,
daß ich in den Bergen da droben,
|: daß ich Student in Leoben war,
im alten, trauten Leoben! :|
Kein Faß gab’s, daß wir nicht leer gekriegt,
kein Fels, den wir nicht erstiegen,
kein arges Wort blieb ungerügt,
kein Freies blieb verschwiegen.
Und immer war unsere Faust bereit,
den scharfen Schläger zu proben,
|: das war die schöne, die goldene Zeit,
im alten, trauten Leoben! :|

Und Mädels gab es so süß und so hold,
und Freunde so lustig und bieder,
mit Gurgeln aus Stahl und Herzen voll Gold,
und Kehlen voll jubelnder Lieder,
nun sitzen auch sie auf einsamen Schacht,
in alle Winde zerstoben,
|: und denken voll Sehnsucht der sonnigen Pracht,
im alten, trauten Leoben! :|

ICH BIN EIN BERGMANN

Ich bin ein Bergmann, kennt ihr wohl das Zeichen,
des Schlägels und des Eisens silber Bild?
Dem alle finstern Erdenmächte weichen,
dem Elemente trotzend noch so wild.
Ob auch in finstern Nächten,
in ewig dunklen Schächten,
mir nimmer strahlt der helle Sonnenschein,
ich bin ein Bergmann, will ein Bergmann sein!

Erglänzet nicht in unserer Grube Dunkel,
dem Auge mancher lieblich helle Schein!
Umschwebet nicht mit himmlischen Gefunkel,
uns lächelnd Freundschaft, Liebe, Lied und Wein?
Sie sind uns treu ergeben, sie schmücken unser Leben,
sie bringen Licht in ew’ge Nacht hinein,
ich bin ein Bergmann, will ein Bergmann sein!


Und wartet nicht in jungfräulicher Schöne,
das holde Liebchen in der Heimat mein?
Ihr schallen freudig unsere Jubeltöne,
ihr woll’n wir freudig diesen Becher weih’n!
Glück Auf! Ihr frohen Brüder!
Es schalle donnernd wieder:
Des Bergmanns Braut muß stets die Schönste sein!
Ich bin ein Bergmann, will ein Bergmann sein!

Sind wir nicht der Erde liebste Söhne?
Wer sinkt ihr so vertrauend an die Brust?
Wer schaut sie so in ihrer schönsten Schöne?
Wem füllt sie so das Herz mit Freud’ und Lust?
Laßt uns die Becher heben!
Glück Auf dem Bergmannsleben!
Es stimmt da jeder freudig mit uns ein:
Ich bin ein Bergmann, will ein Bergmann sein!